Spekulative Artefakte, um soziale Innovation sichtbar zu machen

Dezentrum
ZHdK

Welches grundlegende Problem adressiert ihr?

Gute Ideen für eine nachhaltige Zukunft gibt es viele. In sozialen Innovationsprojekten entstehen laufend neue Lösungen – ökologisch, ökonomisch, sozial sinnvoll. Und doch: Viele dieser Ideen setzen sich nicht durch. Woran liegt das?

Unsere These: Soziale Innovation scheitert selten an der Qualität der Lösung – sondern oft am Narrativ. Projekte entwickeln z. B. neue Wege rund ums Teilen. Aber sie gehen oft davon aus, dass ihre Perspektive verstanden wird. Gesellschaftlich tief verankerten Bilder – etwa davon, was Besitz bedeutet – bleiben unangetastet. Der Mindsetwechsel, den soziale Innovation eigentlich voraussetzt, findet nicht statt.

Es entsteht ein Kommunikationsstil, der Dialog eher verhindert als fördert: Projekte sprechen aus einer Expert:innenposition heraus und erreichen ihr Zielpublikum nur begrenzt. Die Folge: Gute Lösungen treffen auf ein nicht vorbereitetes Gegenüber – und verpuffen.

Unser Projekt setzt hier an. Wir wollen ein Tool entwickeln, das die Kommunikation und Vermittlung sozialer Innovation verbessert – und das auf eine Weise, die echte Dialoge zwischen Projektteams und Bevölkerung ermöglicht. Dabei setzen wir auf eine Methode des spekulativen Designs, mit der wir Narrativobjekte gestalten: Ambivalente, vieldeutige Artefakte, die nicht belehren, sondern irritieren, inspirieren und zur Auseinandersetzung anregen.

Denn Narrative formen unsere Vorstellung von der Zukunft – wer keine Bilder liefert, wird übersehen. Soziale Innovation hat zu wenig greifbare Artefakte und Geschichten, um Resonanz im öffentlichen Raum zu erzeugen. Transformation braucht auch kulturelle Hebel – nicht nur technische oder politische.

Unser Ausgangspunkt ist das Thema Sharing. Teilen bedeutet in seinem Kern einen Aushandlungsprozess zwischen Menschen, es ist von Natur aus dialogisch. Genau deshalb eignet es sich besonders gut, um mit spekulativen Artefakten zu arbeiten. Wir wollen mit 1-2 Projekten aus dem FUS-Programm, die sich mit neuen Formen des Teilens beschäftigen, zusammenarbeiten und mit ihnen gemeinsam solche Narrative entwickeln.

Mit unserem Ansatz schaffen wir keine neue Sharing-Plattform im klassischen Sinn – sondern ein neues narratives Werkzeug, das bestehende Sharing-Projekte dabei unterstützt, ihre gesellschaftliche Anschlussfähigkeit zu stärken. Wir machen Teilen nicht nur als Funktion, sondern als kulturelle Praxis sichtbar und laden ein zu einem Perspektivwechsel vom rationalen Nutzenversprechen hin zu einem emotionaleren, sinnstiftenden Narrativ.

Welche Gewohnheiten möchtet Ihr durch welchen Ansatz wie verändern oder mainstreamen?

Unser Ziel ist, anhand 1-2 FUS Projekte aus der Challenge Sharing Sharing Shraring eine Methode zu entwickeln und dokumentieren, die mit spekulativem Design soziale Innovation anschlussfähiger macht.

Spekulatives Design ist ein transdisziplinärer Ansatz der Zukunftsforschung, der durch die Gestaltung spekulativer Artefakte alternative Gesellschaftsentwürfe exploriert und damit kritische Reflexion, öffentliche Debatte und Imagination fördert. Die Artefakte stellen keine Produkte im klassischen Sinn dar, sondern fungieren als Anstösse für Reflexion und Diskussion.

Der Outcome unseres Projekts ist ein offen lizenziertes Playbook (Creative Commons), das den gesamten Entwicklungsprozess dokumentiert: von der Analyse bestehender, festgefahrener Narrative über die Herausforderungen bei der Kommunikation sozialer Innovation bis hin zur Gestaltung neuer Bilder und spekulativer Artefakte. Das Playbook bietet eine praktische Anleitung, wie sich der entwickelte Prozess auf andere Projekte übertragen lässt – als Werkzeug für all jene, die ihre Vision einer nachhaltigen Zukunft sichtbar, diskutierbar und kulturell anschlussfähig machen wollen.

Woran möchtet ihr während des Boosters arbeiten?

Wir möchten 1–2 spekulative Artefakte gemeinsam mit FUS-Projekten entwickeln, um neue Narrative im Themenfeld Sharing zu stärken. Die Erkenntnisse und Methode werden als Playbook veröffentlicht.

Arbeitsschritte:

  • Auswahl und Co-Kreation mit 1–2 FUS-Projekten
  • Gestaltung und Umsetzung Artefakte
  • Öffentliche Platzierung, Ausstellung oder mediale Verbreitung
  • Dokumentation der Methode und Reflexion im Team

Output am Ende des Boosters:

  • 1–2 reale, einsetzbare Artefakte
  • Eine praxiserprobte Methodik, die von anderen Sozialen-Innovations-Projekten übernommen werden kann
  • Ein dokumentierter Prozess mit Erkenntnissen und Empfehlungen für die Weiterverwendung