Welches grundlegende Problem adressiert ihr?
Obwohl Sharing-Modelle oft nachhaltiger und kostengünstiger sind, scheitern sie häufig an praktischen Hürden wie der Übergabe: Diese ist oft koordinativ und zeitlich aufwändig oder unpassend. Zudem zeigt sich, dass die kurzfristige, spontane Verfügbarkeit von bestimmten Objekten für gewisse Nutzer:innengruppen eine kritische Bedingung darstellt.
Verschiedene Studien zeigen das grosse Potential von Sharing in urbanen Zentren, deuten aber auch darauf hin, dass fehlende Sharing-Infrastruktur- und Logistik-Lösungen die Praktik für viele Nutzerinnen unpraktisch machen.
Diese Hürden können von individuellen Akteuren nur schwer überwunden werden, weil sie dazu komplexe Systeme aus Akteuren der Wirtschaft, Politik und der kommunalen Verwaltung verändern müssten.
Wir gehen davon aus, dass wenn bestimmte Objekte (z.B. teure Spezialwerkzeuge, IT-Geräte oder medizintechnische Ausrüstung) dank der Integration und Kombination von bestehenden Akteuren, Geschäftsmodellen und Infrastrukturen der urbanen Logistik schneller und/oder mit weniger Aufwand verfügbar gemacht werden, die Praktik des Teilens für viele neue private und professionelle Nutzer:innen ökonomisch attraktiv würde.
Welche Gewohnheiten möchtet Ihr durch welchen Ansatz wie verändern oder mainstreamen?
Diese beiden Bedingungen können durch eine Integration und Nutzbarmachung von bestehenden oder neuen lokalen Akteuren und Infrastrukturen der urbanen Logistik erfüllt werden. Dazu zählen zum Beispiel agile Kurierdienste, wie sie aktuell für Essenslieferungen eingesetzt werden. Aber auch kommunale Akteure des öffentlichen (Nah-)Verkehrs, wie zum Beispiel das Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Infrastruktur an Haltestellen oder Poststellen, können diese Bedingungen ermöglichen.
Woran möchtet ihr während des Boosters arbeiten
Wir suchen unter oben skizzierten hypothetischen Bedingungen nach neuen Anwendungsfällen und entwickeln daraus neue, exemplarische Geschäftsmodelle für die Sharing-Economy.
Um die potentielle Anwendungsfällen zu finden, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sind, suchen wir in einem ersten Schritt systematisch nach Objekten, welche folgende Kriterien erfüllen: Hoher ökologischer Fussabdruck in der Herstellung; hohe Anschaffungskosten; die kurzfristige, spontane Verfügbarkeit hat für die Nutzenden einen hohen Wert; Und der logistische Aufwand einer persönlichen Überbringung ist weder für die Nutzenden noch für die Anbietenden ökonomisch sinnvoll oder praktikabel. Dazu “screenen” wir mit Hilfe von KI-Systemen systematisch Kataloge von Objekten und Branchenverzeichnisse nach passenden Objekten und Branchen.
Nachdem wir eine hohe Zahl solcher Objekte sowie die involvierten Anbieter- und Nutzerakteure identifiziert haben, werden wir dazu exemplarische Geschäftsmodelle entwickeln, welche dank der Nutzung und Integration von lokalen Akteuren und Infrastrukturen der urbanen Logistik funktionieren können. Dabei werden wir auch die Rollen dieser Akteure und die benötigten Funktionalitäten dieser Infrastrukturen hypothetisch weiterentwickeln und darstellen. Es können dabei also neue professionelle Rollen entstehen oder fehlende funktionale Glieder der Infrastruktur identifiziert und skizziert werden. (zB Tramhaltestellen als Sharing-Hubs?)
Die entwickelten Lösungen werden in verschiedenen Iterationen mit Fachpersonen und Praktikern der betroffenen Branchen kritisch besprochen und plausibilisiert.
Zentrale Fragen sind also:
- Für welche Objekte macht eine schnelle, professionellen und unkomplizierte Übergabe Sinn? Welche Nutzergruppen sind bereit, welche Service-Kosten dafür zu bezahlen?
- Wie könnte das mit den bestehenden und hypothetischen Akteuren und Infrastrukturen der lokalen Logistik möglich gemacht werden?
Wir werden im Entwicklungsprozess die Risiken von Rebound-Effekten und einer weiteren Prekarisierung von Kurierdienstleistern im Auge behalten.